Inhaltsverzeichnis:
- Vanessa van Delft kocht mit ihrem Team für über 100 Kinder
- Benjamin Tajedini sieht wirtschaftliche Grenze erreicht
- Vanessa van Delft passt sich dem Kita-Alltag flexibel an
- Große Unterschiede bei Preisen und Qualität in Deutschland
- Kitaessen bleibt ein Balanceakt
Vanessa van Delft kocht mit ihrem Team für über 100 Kinder
An fünf Tagen pro Woche beliefert sie sieben Einrichtungen mit frischen Mahlzeiten. Die 43-Jährige ist seit mehr als zehn Jahren in der Branche tätig. Ihr Ziel ist es, einen Speiseplan zu entwickeln, der Kindern schmeckt und gleichzeitig den Anforderungen von Eltern und Kita-Personal gerecht wird. Die Umsetzung ist jedoch zunehmend schwierig, denn zwischen Ernährungsempfehlungen, Vorlieben der Kinder und wirtschaftlichen Grenzen müssen täglich Kompromisse gemacht werden.
Benjamin Tajedini sieht wirtschaftliche Grenze erreicht
Benjamin Tajedini, langjähriger Geschäftsführer von Infanterix und Vorsitzender des bayerischen Kita-Dachverbands, warnt vor der Kostenentwicklung. Der Verband vertritt 150 Träger im Freistaat. Laut Tajedini betragen die monatlichen Kosten pro Kind für Frühstück, Mittagessen und Nachmittagsimbiss durchschnittlich 100 bis 120 Euro. Das entspricht etwa fünf bis sechs Euro pro Tag. Die Realität der Preise für frische Zutaten lässt diese Kalkulation jedoch kaum noch zu. Er betont, dass ein vollwertiges, frisch gekochtes Mittagessen theoretisch acht bis zehn Euro kosten müsste.
Dabei steigen nicht nur die Preise für Lebensmittel, sondern auch die Erwartungen der Eltern. Tajedini berichtet, dass einige sogar konkrete Vorgaben machen wollten, etwa bei der Auswahl des Bäckers für Biobrot. Auch von Seiten der Träger besteht ein hoher Anspruch: Neben dem Mittagessen wird in vielen Einrichtungen auch Frühstück und ein Snack am Nachmittag angeboten. Diese zusätzlichen Leistungen erhöhen den organisatorischen und finanziellen Aufwand deutlich.
Vanessa van Delft passt sich dem Kita-Alltag flexibel an
Vanessa van Delft hat in ihrem Unternehmen ein flexibles Bestellsystem eingeführt. Eltern können das Essen täglich bis 8 Uhr bestellen oder abbestellen. Das vermeidet unnötige Kosten, wenn Kinder krank oder im Urlaub sind. Die Preise pro Portion liegen bei 3,30 Euro für Krippenkinder und 3,90 Euro für Kindergartenkinder. Aufgrund der allgemeinen Preissteigerungen wurde der Preis kürzlich um 40 Cent erhöht.
Ihr Team achtet zudem auf direkte Rückmeldungen der Kitas: Schmeckt ein Gericht nicht, wird es vom Speiseplan gestrichen. Feedback-Bögen helfen, Portionsgrößen anzupassen – gerade, weil Kinder im Laufe eines Kita-Jahres mehr Appetit entwickeln. Zudem dürfen die Kinder mitbestimmen: In einem Projekt konnten sie Pizzen selbst belegen und neue Lieblingsgerichte vorschlagen. Das fördert die Akzeptanz gesunder Ernährung auf spielerische Weise.
Große Unterschiede bei Preisen und Qualität in Deutschland
Simon Polster vom Nürnberger Zahlungsdienstleister Kitafino analysiert bundesweit Daten von rund 3.000 Einrichtungen. Aus seinen Auswertungen ergibt sich: Ein Mittagessen kostet in Bayern durchschnittlich 4,14 Euro, im Rest Deutschlands 3,93 Euro. Die Spanne reicht jedoch von unter drei Euro bis zu knapp zehn Euro pro Mahlzeit. Diese Unterschiede spiegeln die Vielfalt der Angebote wider – vom industriell vorgekochten Tiefkühlmenü bis zur frischen Küche mit eigenem Personal.
Gleichzeitig registriert Kitafino einen Anstieg der staatlich bezuschussten Mahlzeiten: Vor drei Jahren lag der Anteil bei 10 bis 15 Prozent, inzwischen sind es 15 bis 20 Prozent. In Bayern werden etwa 12 Prozent der Mittagessen durch das Bildungspaket unterstützt. Das zeigt, dass immer mehr Familien auf finanzielle Hilfe angewiesen sind.
Kitaessen bleibt ein Balanceakt
Gesunde Ernährung, wirtschaftliche Machbarkeit und kindgerechter Geschmack – diese drei Anforderungen unter einen Hut zu bringen, bleibt für Anbieter von Kitaessen eine tägliche Herausforderung. Die Datenlage zeigt: Der Preisdruck wächst, Eltern wünschen sich Qualität, und Kinder wollen bekannte Lieblingsgerichte. Flexible Buchungssysteme und kindgerechte Beteiligung könnten helfen, Angebote besser an den Alltag der Familien anzupassen.
Trotz aller Hürden zeigt das Beispiel von Vanessa van Delft, dass mit Kreativität und Feedback vieles möglich ist. Auch wenn ein Mittagessen vielleicht nie alle gleichermaßen zufriedenstellen wird – die Weiterentwicklung der Kita-Verpflegung bleibt ein zentrales Thema für Träger, Eltern und Politik.
Quelle: Augsburger Allgemeine, webrivaig.com/de